Mehr als 204.000 Neuzulassungen im Jahr 2020: Die E-Autobranche in Deutschland boomt wie nirgendwo sonst in Europa – vor allem dank der üppigen Elektro-Kaufprämie von bis zu 9000 Euro. Sie ist auch ein Hauptgrund dafür, dass sich Elektroautos im Gesamtkostenvergleich mit Benzinern und Dieseln längst nicht mehr zu verstecken brauchen (wo E-Autos richtig sparen).

In einem anderen Bereich sieht es lange nicht so gut aus: bei den Kosten für Ladestrom an öffentlichen Ladesäulen. Wie der EV Readiness Index 2021 des Flottendienstleisters Leaseplan ermittelt hat, ist in Deutschland das Sparpotenzial für E-Autofahrer im Vergleich zu Besitzern von Autos mit Benzin- oder Dieselmotor am kleinsten in Europa. Der Anreiz zum Umstieg (Tipps zum E-Autokauf) ist in dieser Hinsicht also am niedrigsten. So liegen die Stromkosten pro Kilometer für ein E-Auto in Deutschland bei 78 Prozent der Kraftstoffkosten pro Kilometer mit einem Verbrenner. Zum Vergleich: Die niedrigsten Werte werden in Norwegen (28 Prozent) und den Niederlanden (39 Prozent) erreicht.

Insgesamt landet Deutschland im Readiness Index 2021, einem Attraktivitätsgradmesser für Elektromobilität, mit Platz sieben unter 22 Ländern im oberen Mittelfeld (hier lesen Sie, was für und was gegen ein E-Auto spricht). Spitzenreiter ist Norwegen vor den Niederlanden und Großbritannien. Das Ende des Rankings bilden mit Polen, Rumänien, Slowakei und Tschechien gleich vier osteuropäische Länder.

Kriterien: Marktreife, Ladeinfrastruktur, Kostenanreize

Geschaut wurde auf die bereits bestehende Größe des E-Automarktes, die Reife der Ladeinfrastruktur und die Betriebskosten für ein E-Mobil. Die Infrastruktur fürs öffentliche Laden ist generell ein Schwachpunkt in Europa, in Deutschland jedoch gibt es bei rund 44.000 Ladepunkten nur 0,53 pro 1000 Einwohner. Noch mieser sieht es beim zeitsparenden Laden aus: Nur 52 Schnellladestationen stehen hierzulande im Schnitt an 100 Kilometern Autobahn – in Norwegen sind es 789.

Steuervorteile mittelmäßig – E-Auto mieten günstig

Autokauf / Leasing
Finanzielle Anreize zum Elektro-Umstieg gibt es in Deutschland genug.
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Was staatliche Anreize im Rahmen der Betriebskosten angeht, stufen die Readiness-Index-Autoren Deutschland im Mittelfeld ein. Kaufzuschüsse und Unternehmenssteuervorteile werden als "ausgezeichnet" bewertet. Steuervorteile gibt es beim Erlass der Kfz-Steuer für zehn Jahre (höchstens bis Ende 2030) und bei der Dienstwagenbesteuerung, auch der betriebliche Ladestrom ist steuerfrei. Bei Zulassung und Mehrwertsteuer allerdings fehlen Erleichterungen. Positiv ist auch: Deutschland hat den zweitniedrigsten Vermietungsindex (81 Prozent) nach Norwegen (74 Prozent). Dieser verdeutlicht den Preisunterschied zwischen der Anmie­tung eines E-Autos und eines konventionellen Benziners oder Diesels (alle Infos zum Mieten, Leasing und Abo von E-Autos).