Lebensdauer der Elektroauto-Batterie: Zehn Tipps zum schonenden Laden
Tipps für langes E-Auto-Leben: So hält der Akku von Elektroautos länger
E-Auto-Akkus verlieren mit der Zeit an Leistungsfähigkeit und Kapazität. Aber wenn man sie schonend und richtig lädt, halten sie länger. Diese zehn Tipps helfen, die Dauerhaltbarkeit einer Elektroauto-Batterie zu verlängern!
Bild: AUTO BILD
Inhaltsverzeichnis
- 1. Ein größerer Elektroauto-Akku hält länger
- 2. Der Akku altert ganz von allein
- 3. Batterien möglichst nicht zu 100 Prozent füllen
- 4. Maßvoll beschleunigen mit kaltem Akku
- 5. Warum ein maßvolles Tempo doppelt gut für den Akku ist
- 5. Warum Schnellladen schädlich ist
- 6. Nie den Akku komplett leerfahren!
- 7. Sommerhitze und Winterkälte meiden
- 9. Service-Intervalle vom E-Auto beachten
- 10. Akku altert auch bei bidirektionalem Laden
Sensationell: Der Tesla-Rekordfahrer Hansjörg von Gemmingen-Hornberg hat mit seinem Tesla Model S P85+ inzwischen 1,9 Millionen Kilometer zurückgelegt. Natürlich hat der ursprüngliche Akku das nicht überlebt, inzwischen ist der begeisterte E-Autofahrer mit dem vierten Energiespeicher unterwegs. Das heißt aber auch, dass jeder Akku im Schnitt 475.000 Kilometer durchgehalten hat. Was macht von Gemmingen-Hornberg besser als andere?
Jeder kennt das Phänomen vom Smartphone: Akkus büßen mit der Zeit einen Teil ihrer Leistungsfähigkeit ein. Ihre Fähigkeit, Strom zu speichern, lässt mit der Zeit nach. Grund dafür sind metallische Verbindungen, die sich als Kristalle im Lithium an der Elektrode anlagern (so genannte Dendriten) und dadurch den Spannungsaufbau mit der Zeit erschweren. Unter ungünstigen Bedingungen, z. B. häufiges Schnellladen, lagert sich metallisches Lithium im Akku ab, das dessen Kapazität auf Dauer empfindlich herabsetzen kann.
Wie lange Li-Ionen-Akkus halten
Diese Entwicklung ist nach heutigem Stand der Technik unausweichlich, weil die Mehrzahl der E-Autos auf kompakte und zugleich leistungsfähige Lithium-Ionen-Akkus setzt. Sie halten inzwischen weit über 2000 komplette Ladezyklen durch, sollen damit für mindestens 250.000 Kilometer gut sein.
In der Realität leben die meisten Akkus deutlich länger, denn in der Regel wird das Auto nicht komplett leer gefahren und vollständig aufgeladen, sondern die Ladung erfolgt in einer Spanne mittendrin. Das verlängert das Akkuleben. Der Tesla-Rekordfahrer Hansjörg von Gemmingen-Hornberg fährt nach eigenen Angaben den Akku nie ganz leer und lädt ihn auch nie zu 100 Prozent voll, sondern bewegt sich innerhalb von 20 und 80 Prozent Füllgrad.
Somit können clevere E-Auto-Besitzer durch ihr Verhalten dem schrittweisen Verfall der Akku-Leistungsfähigkeit entgegenwirken. Mit Hilfe einiger simpler Tipps und Tricks lässt sich das Altern der E-Auto-Batterie merklich verlangsamen, der Akku hält die Power länger. AUTO BILD nennt die wichtigsten:
Die simple Grundregel: Je mehr Ladezyklen ein Akku durchläuft, desto näher rückt das Lebensende. Ein größerer Akku hält also länger, denn er benötigt für eine bestimmte Laufleistung weniger Ladezyklen. Stromspeicher sind inzwischen sehr haltbar: "Wir hatten kürzlich einen Renault Zoe von 2016 mit 90.000 km Laufleistung, der hatte noch 92 Prozent der ursprünglichen Kapazität", sagt Stefan Möller von Nextmove, größer Elektroauto-Vermieter Deutschlands.
Wichtig zu wissen: Schon die Zeit lässt einen Akku altern. Das ist speziell beim Kauf von gebrauchten Elektroautos zu bedenken: Je älter, desto weniger Kapazität hat auch der Akku – selbst wenn das Auto nie unterwegs war! Interessant ist dabei, dass der Akku schneller altert, je voller er im ruhenden Zustand ist. In einer Studie der RWTH Aachen hatte ein voll geladener Akku nach zwei Jahren bereits 15 Prozent seines Speichervermögens eingebüßt. Ein nur zu 20 Prozent geladener Akku verlor in derselben Zeit so gut wie keine Kapazität.
Laden Sie also möglichst erst vor dem Losfahren. Bei zeitversetztem Laden über Nacht programmieren Sie den Ladevorgang so, dass der Akku unmittelbar vor dem Losfahren voll ist. Das hat auch den Vorteil, dass Sie mit betriebswarmen Batterien starten – das senkt den Energieverbrauch.
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Je höher die Außentemperatur, desto schneller altert der Akku. Stellen Sie Ihr E-Auto also im Sommer nach Möglichkeit im Kühlen ab, z. B. in einer Garage oder Tiefgarage.
Auch die Zyklentiefe spielt eine Rolle: Je größer die Differenz zwischen dem Zustand vor der Ladung und danach, desto stärker altert der Akku. Also ist ein großer Ladehub, etwa von zehn auf 90 Prozent der Kapazität, immer anstrengender für den Akku als mehrere kleine in Zehn-Prozent-Schritten. Große Ladehübe vermeiden Sie, indem Sie den Akku möglichst nie ganz leer fahren, häufige aber kurze Ladepausen machen – und möglichst den Energiespeicher nie zu 100 Prozent auffüllen.
Spurten schadet dem Akku. Es ist wie beim Verbrenner: Hohes Spurttempo verringert die Lebensdauer. Bei hohem Energiebedarf erwärmt sich der Akku stark. Das führt im Akkuinnern zu Veränderungen, auf Dauer sinkt die Kapazität. Daher sollten Sie vorausschauend fahren und starkes Beschleunigen vermeiden – vor allem bei einem kalten Akku.
Auch maximales Tempo schadet indirekt der Batterie, weil sie sich dann schneller entlädt, und das zieht häufigere Ladezyklen nach sich.
![IONITY Ladestation IONITY Ladestation](https://cdn.statically.io/img/i.auto-bild.de/ir_img/2/7/9/8/6/8/3/charging_hyundai_kona_02-f1c6c88b8fdd417a.jpg?impolicy=leadteaser)
Schnellladen macht Fernreisen im E-Auto erträglich – doch zugleich verkürzt häufiges Schnellladen die Lebenserwartung des Akkus.
Bild: IONITY
Der Tesla-Rekordfahrer Hansjörg von Gemmingen-Hornberg ist äußerst diszipliniert: Er fährt auf der Autobahn maximal 100 km/h und macht alle 100 km eine Pause. Das Langsamfahren schon nicht nur den Akku, sondern spart auch immens Energie. Ob die Pause, die natürlich der Erholung des Fahrers dient, auch dem Energiespeicher nützt, ist nicht ganz klar.
Der Rekord-Fahrer hat noch einen weiteren Tipp: Selbst wenn er mal einen Lkw überholt, beschleunigt er nicht weiter als bis 120 km/h. Gerade das schnelle Abrufen von Energie sorgt für eine starke Erwärmung des Akkus, was ihm wiederum schadet
Auch beim Gleichstromladen mit viel Power erwärmt sich der Akku erheblich: Schnellladen mit Gleichstrom ist zwar praktisch. Wer lange Strecken fahren muss, hängt sich unterwegs bei Ionity oder einer anderen Schnellladesäule an das Starkstromkabel und hat in einer halben Stunde wieder 100 oder mehr Kilometer Reichweite im Akku. Doch Schnellladen hat einen Nachteil: Es entstehen nach einer Weile sehr hohe Temperaturen im Akku, die zur Anlagerung von metallischem Lithium an der Anode führen können. Das verkürzt die Lebensdauer des Akkus.
Das österreichische Unternehmen Aviloo, spezialisiert auf die Analyse von gebrauchten Elektroauto-Akkus, hat herausgefunden: Schnellladen kann die Alterung eines Akkus um bis zu 17 Prozent beschleunigen. Daher sollten Sie so selten wie möglich Schnellladen. Eine sanfte Ladung über Nacht schont den teuren Energiespeicher. Für viele E-Autos gibt es passende Apps, über die sich der Ladevorgang programmieren lässt. Dann erreicht der Akku den gewünschten Ladezustand z. B. erst kurz vor der Abfahrt.
Vermeiden Sie eine Tiefentladung des Akkus: Wenn Sie den Ladezustand nicht allzu oft unter 20 Prozent fallen lassen, verlängert es das Akkuleben! Bei längerer Abwesenheit, z. B. in den Sommerferien, stellen Sie das Auto also möglichst mit halbvollem Akku ab, da ein abgestelltes Elektroauto pro Monat rund ein Prozent der gespeicherten Energie verlieren kann.
![Audi e-tron GT - E-Auto Winter Audi e-tron GT - E-Auto Winter](https://cdn.statically.io/img/i.auto-bild.de/ir_img/2/7/9/8/6/8/3/Audi_Laden_im_Winter-51bfd1bb006d9b84.jpg?impolicy=leadteaser)
Im Winter schonen Sie den Akku, wenn Sie direkt nach der Fahrt den Wagen an die Ladesäule stellen, dann ist der Akku noch warm.
Bild: AUDI AG
Versuchen Sie, allzu große Temperaturschwankungen zu vermeiden. Elektroautos und ihre Akkus funktionieren am besten bei Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad Celsius. Im Sommer sollte das E-Auto im Schatten parken, im Winter am besten in einer geheizten Garage.
Nutzen kann man die Restwärme aus dem Auto: Wenn der Akku direkt nach der Fahrt zum Laden angeschlossen wird, lädt er noch bei Betriebstemperatur. Das verkürzt die Ladezeit und reduziert die Ladeverluste sowie Schäden innerhalb des Akkus. Gerade im Winter spielt das eine wichtige Rolle.
Die Service-Intervalle einhalten. Das garantiert die reibungslose Funktion der Technik. Nicht bei jedem Hersteller ist das nötig, Tesla beispielsweise hat die festen Wartungsintervalle abgeschafft, spielt Software-Update "over the Air" (OTA) zentral ein, getauscht wird oft nur noch die Bremsflüssigkeit. Auch andere Hersteller wie z. B. VW führen sukzessive OTA-Updates ein.
![E-Auto in der Werkstatt E-Auto in der Werkstatt](https://cdn.statically.io/img/i.auto-bild.de/ir_img/2/7/9/8/6/8/3/6cf7af598b4ddaa1.jpg?impolicy=leadteaser)
Eine kompetente Werkstatt ist essentiell für E-Auto-Besitzer, denn bisher gibt es wenige Fachkräfte, die sich mit Akkutechnologie auskennen.
Bild: ZDK/ProMotor/T.Volz
Der letzte Tipp: Den Akku möglichst wenig als Energiespeicher nutzen. Wer eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach hat, kann überschüssige Energie im Auto speichern und bei Bedarf wieder abrufen. Die Schattenseite: dieses bidirektionale Laden kostet Auto-Akku-Lebensdauer.
Fazit
Es wird schwer fallen, alle diese Tipps im Laufe eines Autolebens permanent zu beherzigen. Mal muss man einfach schnell vorwärtskommen und Schnellladungen durchführen, mal muss man den Wagen mit voll geladenen Akkus in der Winterkälte stehen lassen. Je häufiger man die Tipps beherzigt, desto eher sorgen die akkuschonenden Gewohnheiten dafür, dass der Akku eines E-Autos länger seine Ladekapazität behält.
Service-Links
- Kfz-Versicherung
- Leasing-Tipps
- THG-Quote: So funktionierts
- THG-Quoten-Vergleich
- E-Auto oder Verbrenner?