Autos wie der neue Volvo XC40 Plug-in-Hybrid profitieren von einem zweifelhaften Steuergeschenk. Spart das Schweden-SUV auch beim Verbrauch?
von
Autor
Tomas Hirschberger
31. Januar 2020
Seit der Fiskus privat genutzte Dienstwagen mit einer elektrischen Reichweite von mindestens 40 Kilometern nur noch mit 0,5 Prozent besteuert, ist der Hype um Plug-in-Hybride riesig. Fahrer von Dienstwagen sind oft Kilometerfresser, sind weit mehr unterwegs, als die elektrische Reichweite hergibt. Danach übernehmen die Verbrenner – und der Verbrauch steigt wie das Fieberthermometer bei Grippe. Politik und Kundschaft können mit diesem Konflikt offensichtlich gut leben. Volvo soll's recht sein. Mit dem XC40 T5 Twin Engine bringen die Schweden nun bereits ihr zehntes Steckermodell.
Der versprochene Verbrauch ist rein theoretisch
Der Volvo XC40 Hybrid soll nur 2,4 l/100 km verbrauchen. Bei unserer Testrunde stand eine Acht vor dem Komma.
Der 4,43 Meter lange Fronttriebler ist Volvos erster Plug-in auf der kompakten CMA-Konzernplattform und mit einer Gesamtleistung von 262 PS auch gleich der stärkste Vertreter der XC40-Familie. Das Team aus 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner (180 PS) und Elektromotor (82 PS) hat es mit 1812 Kilo Lifestyle-SUV zu tun (Batterie und E-Module wiegen rund 200 Kilo). Die elektrische Reichweite soll bei optimalen Bedingungen knapp 50 Kilometer betragen, der Verbrauch theoretisch bei 2,4 Litern liegen. Dass Prospektversprechen wie dieses regelmäßig am Alltag zerplatzen wie Insekten an der Frontscheibe, ist längst kein Geheimnis mehr. So stand auch nach unserer Testrunde rund um Göteborg eine stramme Acht vor dem Komma.
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.
Schlaue Elektronik hilft beim Spritsparen
Im Modus "Pure" fährt das Hybridmodell rein elektrisch und speist die Bremsenergie in den Akku.
Doch Citycruiser und Pendler mit überschaubarem Fahrprofil können durchaus vom Spartalent des Twin-Antriebs profitieren. Navigation und Regelelektronik unterstützen sie beim Knausern, indem sie in Echtzeit aus Strecke, Verkehr und Topografie den effizientesten Antriebsmix zum Ziel berechnen. So weit es geht, versucht sich der Schwede im E-Modus "Pure" zu bewegen und speist Bremsenergie so oft wie möglich zurück in die 10,7 Kilowattstunden fassende Lithium-Ionen-Batterie. Diese bunkert im Übrigen stets einen Puffer von etwa vier Prozent fürs Stromern im Stop-and-go-Verkehr oder für lautloses Ein- und Ausparken. Und: Wer auf die Autobahn fährt, der kann den E-Antrieb über die Taste "Hold" blockieren, um Akkuladung zu sparen. Dann geht's nur per Benziner voran.
Interessenten schreckt der hohe Grundpreis
Teuer: Der XC 40 T5 Twin Engine startet bei 52.160 Euro. Wer least, bekommt die Wallbox gratis dazu.
Im Hybridmodus ziehen Akku und Benziner an einem Strang. Und zwar so gut aufeinander eingespielt, als wären sie Sandkastenkameraden. Da auch das neue Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe harmoniebedürftig seicht schaltet (im E-Betrieb zwischen den Gängen zwei und vier) und der Dreizylinder ein ebenso kräftiger wie laufruhiger, nicht zu vorlauter Bursche ist, macht die Fuhre einen runden Eindruck. Von dem, was da unten so reibungslos abläuft, sieht man oben wenig. Die Batterie steckt zentral platziert und unsichtbar im Mitteltunnel. Nur ein Mini-Schild am Heck und die Ladeklappe vorn links verraten den Neuling, der in diesen Tagen zum Händler rollt. Mindestens jeder fünfte XC40 soll in Zukunft ein Plug-in sein. Ein ambitioniertes Sparziel. Der satte Grundpreis von 52.160 Euro(Ersparnis bei carwow.de bis zu 10.961 Euro) dürfte einigen Interessenten schon vorher den Stecker ziehen.
Das Fazit: Zwei Herzen in meiner Brust. Die Doppeltechnik funktioniert prima. Da merkt man Volvos Erfahrung. Wer sparen will, muss aber ins Profil passen. Vielfahrer sind meist mit einem Diesel besser bedient. Zudem ist der Plug-in-Hybrid arg teuer.
Technische Daten Volvo XC40 T5 Twin Engine: • Motor: Dreizylinder, Turbo, vorn quer • Hubraum: 1477 ccm • Leistung: 132 kW (180 PS) bei 5800/min • 1 E-Motor: 60 kW (82 PS) • max. Drehmoment: 425 Nm • Antrieb: Vorderradantrieb, Siebengang-Doppelkupplung • Länge/Breite/Höhe: 4425/1862/1652 mm • Leergewicht: 1812 kg • Kofferraum: 460-1336 l • 0–100 km/h: 7,3 s • Vmax: 205 km/h • Verbrauch: 2,4 l S (WLTP) • Abgas CO2: 55 g/km • Preis: ab 52.160 Euro
Volvo XC40 Plug-in-Hybrid im Test
1/11
Plug-in-Hybrid aus Schweden: Mit dem XC40 T5 Twin Engine bringt Volvo sein bereits zehntes Steckermodell auf den Markt. AUTO BILD hat das SUV mit Doppelherz getestet!
Bild: Volvo Car Corp.
2/11
Der 4,43 Meter lange Fronttriebler ist Volvos erster Plug-in auf der kompakten CMA-Konzernplattform – und mit einer Gesamtleistung von 262 PS auch gleich der stärkste Vertreter der XC40-Familie.
Bild: Volvo Car Corp.
3/11
Das Team aus einem 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner (180 PS) und einem Elektromotor (82 PS) hat es mit 1812 Kilo Lifestyle-SUV zu tun (Batterie und E-Module wiegen rund 200 Kilo).
Bild: Volvo Car Corp.
4/11
Die elektrische Reichweite soll bei optimalen Bedingungen knapp 50 Kilometer betragen, der Verbrauch theoretisch bei 2,4 Litern liegen. Dass Prospektversprechen wie dieses regelmäßig am Alltag zerplatzen wie Insekten an der Frontscheibe, ist längst kein Geheimnis mehr.
Bild: Volvo Car Corp.
5/11
So stand auch nach unserer Testrunde rund um Göteborg eine stramme Acht vor dem Komma. Doch Citycruiser und Pendler mit überschaubarem Fahrprofil können durchaus vom Spartalent des Twin-Antriebs profitieren. So weit es geht, versucht sich der Schwede ...
Bild: Volvo Car Corp.
6/11
... im E-Modus "Pure" zu bewegen und speist Bremsenergie so oft wie möglich zurück in die 10,7 Kilowattstunden fassende Lithium-Ionen-Batterie. Im Hybridmodus ziehen Akku und Benziner an einem Strang. Und zwar so gut aufeinander eingespielt, als wären sie Sandkastenkameraden.
Bild: Volvo Car Corp.
7/11
Da auch das neue Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe harmoniebedürftig seicht schaltet (im E-Betrieb zwischen den Gängen zwei und vier) und der Dreizylinder ein ebenso kräftiger wie laufruhiger, nicht zu vorlauter Bursche ist, macht die Fuhre einen runden Eindruck.
Bild: Volvo Car Corp.
8/11
Von dem, was da unten so reibungslos abläuft, sieht man oben wenig. Die Batterie steckt zentral platziert und unsichtbar im Mitteltunnel. Alles funktioniert tadellos, die Qualität ist gewohnt seriös.
Bild: Volvo Car Corp.
9/11
Zu Hause an der Steckdose dauert eine Ladung vier bis fünf Stunden, an der Wallbox zwei bis drei. Alle, die leasen, bekommen aktuell eine Wallbox gratis.
Bild: Volvo Car Corp.
10/11
Mindestens jeder fünfte XC40 soll in Zukunft ein Plug-in sein. Ein ambitioniertes Sparziel. Der satte Grundpreis von 52.160 Euro dürfte einigen Interessenten schon vorher den Stecker ziehen.
Bild: Volvo Car Corp.
11/11
Fazit von Tomas Hirschberger: "Zwei Herzen in meiner Brust. Die Doppeltechnik funktioniert prima. Da merkt man Volvos Erfahrung. Wer sparen will, muss aber ins Profil passen. Vielfahrer sind meist mit einem Diesel besser bedient. Zudem ist der Plug-in-Hybrid arg teuer."