Man stelle sich vor, ein Autobauer steigt in den deutschen Markt ein, liefert erste Autos aus und kaum einer bekommt es mit. Unglaublich? Das ist es tatsächlich, ist aber jetzt mit der vietnamesischen Marke Vinfast so passiert. Dabei war ein ganz anderer Aufschlag geplant.
Wie die "Automobilwoche" berichtet, wurden seit Jahresbeginn die ersten Fahrzeuge des Elektro-Modells VF 8 auf deutsche Straßen gebracht. Daneben hätten im Mai offenbar erste Auslieferungen an Kunden stattgefunden. In Berlin entstand ein Showroom.
Die Zahlen sind aber noch überschaubar, um es freundlich auszudrücken. Laut Statistik des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) wurden bis Ende April 2024 ganze 21 Exemplare des VF 8 in Deutschland neu zugelassen.
Diese Fahrzeuge seien für die interne Nutzung und Kundentestfahrten bestimmt, hieß es auf Nachfrage der Automobilwoche von Vinfast. Und weiter: "Wir freuen uns, anzukündigen, dass die ersten Auslieferungen von Vinfast-Elektrofahrzeugen an Kunden im Monat Mai beginnen werden."

Vinfast: auch weltweit mit überschaubaren Zahlen

Was sich nach sehr wenig anhört, ist es auch. Und das gilt auch ganz generell. Denn im ersten Quartal wurden weltweit 9700 Fahrzeuge ausgeliefert, mehr als die Hälfte davon an Firmen, die wie Vinfast zur Vingroup gehören. Das ist das Unternehmen von Pham Nhat Vuong, er ist der reichste Mann Vietnams.
Irre: Beim Börsengang von Vinfast im August 2023 schoss die Aktie extrem in die Höhe. Vom Ausgabepreis von 20 Euro ging es zeitweise auf über 70 Euro, was eine höhere Bewertung als zum Beispiel bei Ford oder General Motors zur Folge hatte. Dann folgte der harte Crash, inzwischen steht die Aktie bei etwa 4,50 Euro.
Das Ziel für 2024 lautet trotzdem: 100.000 Auslieferungen. Angeblich sollen für die SUV-Modelle VF 8 und VF 9 bereits 65.000 Bestellungen vorliegen.
Was dabei nicht hilft, sind die Nebengeräusche. Zum einen erhalten die Autos der Vietnamesen katastrophale Bewertungen, sei es durch Medien oder Kunden. In der Heimat soll der Konzern einen Kunden nach einer negativen Kritik sogar angezeigt haben. Zudem soll ein kritischer Blogger verhaftet und 35 Stunden lang verhört worden sein.