Starkstrom zum Laden statt Wallbox
Wie funktioniert das E-Auto-Laden mit der roten CEE-Steckdose?
![Wallbox und Starkstromanschluss Montage Wallbox und Starkstromanschluss Montage](https://cdn.statically.io/img/i.auto-bild.de/ir_img/2/7/9/4/8/8/7/Wallbox_Starkstrom_16zu9-65eb133b3591cbcd.jpg?impolicy=leadteaser)
Bild: AUTO BILD MONTAGE
Wallbox / Getty
Starkstromanschluss / dpa
Inhaltsverzeichnis
- Tesla Model X nach sieben Stunden wieder voll
- Elektroauto an der CEE-16-Dose laden – gefährlich?
- Beim E-Auto-Laden Finger weg von fremden Dosen
- Wann droht beim Elektroauto-Laden Gewitter-Gefahr?
- Was ist bei Elektroauto-Starkstromladen noch wichtig?
- Das brauchen Sie zum Starkstromladen vom Elektroauto
- Vergleich mit anderen Lademöglichkeiten für E-Autos
Ohne Wallbox kein effektives E-Auto-Laden zu Hause? Könnte man meinen, denn nur hier passt der Typ-2-Stecker, der in die Ladedose des Elektroautos eingestöpselt wird. Und in annehmbarer Zeit, meist drei bis vier Stunden, den Akku wieder füllt. Doch es gibt eine Alternative: den roten CEE-16-Stecker, über den Strom fließt, den man Baustrom, Kraftstrom oder auch Starkstrom nennt.
Tesla-Fahrer Frank Mischkowski nutzt so seit Jahren Starkstrom als Alternative, um sein SUV Model X zu Hause aufzuladen. "Wer clever ist, spart sich die Wallbox und nimmt stattdessen eine rote CEE-16-Steckdose", sagt der 43-Jährige. Die CEE-16-Dose ist in vielen Häusern vorhanden, oft als Außensteckdose. Damit lassen sich energiehungrige Geräte wie Holzspalter, Schweißapparat oder Betonmischer betreiben. Aber auch Elektroautos?
Mischkowski hat sich ein Kabel mit der roten Steckdose direkt in seine Garage im fränkischen Fürth legen lassen. Abends parkt er sein Model X davor, stöpselt das Auto an – und der Ladevorgang beginnt. "Geht so schnell wie an einer 11-kW-Wallbox", freut sich der Unternehmer.
Hängt er abends seinen Tesla mit fast leerem 100-kWh-Akku an die Leitung, ist der nach sieben bis acht Stunden wieder voll. Für die Installation hat Mischkowski vor fünf Jahren nur rund 200 Euro ausgegeben. CEE 16 heißt, dass hier dreiphasiger Starkstrom (400 Volt) mit 16 Ampère Stärke fließt, also rund 11 kW. Damit ist die Ladeleistung ungefähr so groß wie bei einer 11-kW-Wallbox.
![Frank Mischkowski beim Laden mit Starkstrom Frank Mischkowski beim Laden mit Starkstrom](https://cdn.statically.io/img/i.auto-bild.de/ir_img/2/7/9/4/8/8/7/Frank-Mischkowski-beim-Laden-mit-Starkstrom-560x373-f7dc8cbb3239076a.jpg?impolicy=leadteaser)
Frank Mischkowski aus Fürth lädt seinen Tesla regelmäßig über den Adapter für Starkstrom.
Bild: Oliver Karl/foto-studio 4 e.K
Eine Wallbox wäre aber teurer: Die gibt's für ab 500 Euro aufwärts, die Installation kostet 800 bis 1000 Euro extra. Müsste über eine längere Strecke Erdkabel verlegt werden, kann es schnell mehr als doppelt so viel kosten. Ist also die rote CEE-16-Steckdose ein Geheimtipp für Sparfüchse – oder gibt es auch Risiken?
Die Autohersteller haben keine Bedenken, das E-Auto an einer CEE-16-Steckdose mit Stark- bzw. Baustrom zu laden. Manche Marken, zum Beispiel Audi, liefern den passenden Adapter gleich mit.
Auch der Verband der Elektroindustrie (VDE) sieht keine Gefahr. "Das Stromnetz hält das meistens aus", so Florian Regnery vom VDE. So ganz geheuer ist der Elektroindustrie die Idee allerdings auch nicht: Würden zu viele Autos in einer Straße ohne Wissen des Netzbetreibers mit Starkstrom geladen, könne es irgendwann zu Überlastungen kommen. "Das Starkstromnetz ist nicht für Ladeinfrastruktur vorgesehen – wird es überlastet, springt nicht in Ihrem Haus, sondern in der nächsten Trafostation die Sicherung heraus, und die ganze Straße ist dunkel."
Vorläufig sei diese Gefahr zwar gering, so Regnery – doch je mehr Elektroautos es gibt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit eines solchen lokalen Blackouts.
![Charge Amps und KEBA-Wallbox - Vattenfall Wallbox Charge Amps und KEBA-Wallbox - Vattenfall Wallbox](https://cdn.statically.io/img/i.auto-bild.de/ir_img/2/7/9/4/8/8/7/chargeamps_970-final-5c9e9f5932557a05.jpg?impolicy=leadteaser)
Eine Wallbox ist die Standard-Lösung, um das E-Auto zu Hause zu laden – doch Anschaffung und Installation kosten.
Bild: Charge Amps AB
Auch die Versicherungen finden das Laden über Starkstrom nicht optimal. "Das ist immer nur die zweitbeste Lösung", sagt Lutz Erbe, Sprecher der Projektgruppe "Laden von Elektrofahrzeugen" im Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GdV).
Erbe warnt insbesondere davor, unterwegs an fremden Starkstrom-Steckdosen zu laden, über die dem Nutzer keine Informationen vorliegen. "Ist zum Beispiel der Neutralleiter beschädigt, muss das bisher niemandem aufgefallen sein – aber damit zerstören Sie unter Umständen das Batteriemanagement." Das wird teuer: Den Charger zum Beispiel bei einem Tesla erneuern kostet um die 5000 Euro.
Hat jemand an dem Stecker oder Kabel gebastelt, kann das ebenfalls unangenehme Folgen haben – etwa, wenn zwei der drei Phasen vertauscht wurden. Im harmlosesten Fall würde der Akku nicht geladen werden.
Hinzu kommt die Gefahr von Überspannung: "Bei Blitzschlag ist die Fahrzeugelektronik nicht geschützt, wenn Sie an einer einfachen CEE-16-Dose ohne FI-Absicherung laden." Versicherungsmann Erbe hat bereits Schadenfälle bearbeitet, in denen nach Blitzschlag das Fahrzeug mitsamt der Garage abgebrannt ist.
Eine Wallbox hingegen hat immer einen Überspannungsschutz. Erbes Fazit: "Wenn sich jemand schon ein teures Elektroauto leisten kann, sollte das Geld für eine Wallbox eigentlich auch noch drin sein." (So kommen Sie in sechs Schritten zu Ihrer Wallbox!)
Dazu ist wichtig: Vor der Nutzung einer CEE-16-Dose im privaten Haushalt zum regelmäßigen Elektroauto-Laden muss der Netzbetreiber informiert werden. Das kann meist ganz einfach online über die Kontakt-Funktion auf dessen Website erfolgen. Es geht hier nicht um zusätzliche Gebühren o. ä., die Info dient dem Betreiber dazu, den zukünftigen Strombedarf und die Auslastung einschätzen zu können. Ein Blick auf die Jahresabrechnung oder den Stromzähler genügt, um den Netzbetreiber herauszufinden. Zumeist sind es die lokalen Stadtwerke. Wichtig: Der Netzbetreiber ist nicht zwingend identisch mit dem Stromlieferanten – letzteren können Sie wechseln, den Netzbetreiber nicht.
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Die Vorbereitung für Starkstrom ist in vielen Fällen bereits im Haus vorhanden. Um diesen zu nutzen, müssen Sie die passende Steckdose legen lassen – da fallen nur geringe Material- und Arbeitskosten von ungefähr 100 bis 200 Euro an.
Fehlt die Vorbereitung, wird es etwas teurer: Dann brauchen Sie noch einen FI-Schutzschalter und Verteilerschrank für zusammen ca. 400 Euro. Achtung: Starkstrom hat 400 Volt Spannung und ist daher lebensgefährlich! Nur Fachleute dürfen eine Installation durchführen.
Anschließend benötigen Sie noch die passende Steckverbindung zum Elektroauto. Also einen Adapter von CEE-16 auf Typ 2, den Ladestandard für die meisten Elektroautos. Bei Tesla ist der Starkstrom-Adapter ("Mobile Connector") serienmäßig an Bord. Auch Audi liefert ein entsprechendes Kabel mitsamt Stecker. Bei den meisten anderen Marken müssen Sie diesen zusätzlich kaufen. Das Adapter-Kabel gibt's im Zubehörhandel ab etwa 700 Euro.
Tipp: Wer eine mobile Ladestation, zum Beispiel den Juice Booster kauft, hat zusätzliche Absicherung. Denn neben passenden Adaptern ist so ein Ladekabel mit dem sogenannten "Ziegelstein", der In-Cable-Control-Box (ICCB) ausgestattet. Die ICCB übernimmt das Lademanagement der Wallbox und unterbricht den Ladevorgang, falls der Stromkreis überlastet oder das Kabel zu heiß wird.
► Wallbox: Die mittlerweile klassische Wandladestation leistet 11 oder 22 kW. Diese Lademöglichkeit muss viele weitere Anforderungen erfüllen. Eine Wallbox gibt es ab etwa 400 Euro. Die Installation der Box schlägt noch einmal mit 800 bis 1000 Euro zu Buche. Insgesamt kostet die Anschaffung also ab 1200 Euro – mit Abzug der Förderung bleiben mindestens 300 Euro. ► Haushaltssteckdose: Hat zwar jeder, aber der Ladevorgang ist sehr langsam – die Steckdose lädt mit maximal 3,8 kW. Damit verlängert sich die Ladezeit enorm, dauert oft über einen Tag. Somit dürfte die Haushaltssteckdose für die meisten keine geeignete Lademöglichkeit sein.
Fazit
Laden mit Starkstrom ist eine Option für Elektroauto-Besitzer – insbesondere für alle, bei denen die Infrastruktur bereits vorhanden ist. Wer eine funktionstüchtige Baustrom-Steckdose an der Hauswand hat, braucht nur noch das passende Ladekabel und kann anschließend ohne allzu große Zeit- und Ladeverluste den Akku füllen. Anders als das zeitaufwändige Schuko-Laden an der Haussteckdose, bei dem überdies große Mengen Energie einfach im Kabel hängen bleiben. Doch für alle anderen, die erst noch FI-Schutzschalter und Kabel installieren lassen müssen, ist diese Lade-Methode nicht viel günstiger als das Aufladen an der Wallbox. Aber auch, wenn die rote Steckdosen-Tankstelle schon da ist: Sie sollte allenfalls als Übergangslösung verstanden wissen. Schließlich wird E-Mobilität für Menschen mit Eigenheim erst richtig attraktiv, wenn es sich mit einer Wallbox (und idealerweise eigener Solaranlage) kombinieren lässt. Denn dann sind über die Zeit größere Einsparungen möglich. Dass Menschen in Mehrfamilienhäusern von diesem Segen bisher ausgeschlossen sind, steht auf einem anderen Papier – hier müssen wir auf technische Lösungen noch warten.
Service-Links
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