Toto Wolffs Aufgabe ist keine einfache. Es ist ein Balanceakt für den Mercedes-Teamchef, den richtigen Mix zu finden. Zum einen muss der Österreicher angesichts der erneut enttäuschenden Saison der Silberpfeile den Finger in die Wunde legen, um sein Team anzutreiben. Demoralisierend darf die Kritik aber auch nicht sein.
Gleichzeitig muss Wolff Zuversicht verbreiten, ohne dass er mit seinem Optimismus übertreibt und in Durchhalteparolen verfällt. Zuckerbrot und Peitsche also, jeweils in gesund portionierten Mengen.

Mercedes: Eine Prise Positivität

Vor dem anstehenden Rennwochenende in Imola entscheidet sich Wolff für eine Prise Positivität. "Die ersten sechs Rennen waren nicht einfach, aber wir haben ein klares Verständnis dafür entwickelt, wo wir uns verbessern müssen, und einen klaren Weg gefunden, wie wir das angehen können", sagt Wolff. Denn es sei inzwischen "klar, wenn das Auto nicht funktioniert und warum wir Probleme haben und wo wir Probleme haben."
Gut ist: Das Auto hüpft nicht mehr. Der W15 ist zudem sehr stark in schnellen Kurven. Allgemein sei das Fahrverhalten besser, auch wenn man das Niveau der anderen Top-Autos noch nicht erreicht hat.
Ein großes Problem seien dagegen die langsamen Kurven, so Wolff. "Man will kein Auto haben, das entweder bei niedrigen oder bei hohen Geschwindigkeiten gut ist. Man braucht beides."

Von Siegen weit entfernt

Die Probleme führten dazu, dass Mercedes von Siegen unter normalen Umständen noch weit entfernt ist, aktuell sind die Silberpfeile hinter Red Bull, Ferrari und McLaren nur die vierte Kraft im Feld. George Russell ist mit 37 Punkten Gesamtsiebter, Lewis Hamilton mit 27 Zählern Neunter.
Graues Mittelmaß.
Hier muss Wolff ein bisschen bremsen, denn es werde noch einige Rennen dauern, bis man sehe, dass die Arbeit Früchte trage, so der Wiener, "aber jeder arbeitet hart daran, es so bald wie möglich zu erreichen. In der Zwischenzeit werden wir uns bemühen, das Paket, das wir haben, voll auszuschöpfen".
Für Imola hat Mercedes „einige weitere Updates“ mitgebracht, in der Hoffnung, so Wolff, "dass sie uns in die richtige Richtung bringen".
Teamchef Toto Wolff.
Bild: Mercedes
Dass man möglicherweise erst 2026 wieder konkurrenzfähig sein wird, wenn die neue Auto-Generation kommt, sagt Wolff natürlich nicht. Dafür aber der frühere Technische Direktor bei Mercedes, Paddy Lowe. Er verweist auf die Budgetobergrenze und eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten.
Das neue Technische Reglement sei eine Chance für alle Teams, "den Status Quo" zu ändern. Bis dahin werde sich vermutlich nicht viel tun am Kräfteverhältnis in der Formel 1, sagt er bei Motorsport.com. Denn 2025 werden sich die Teams wohl auf 2026 konzentrieren. Wie viele Ressourcen dann noch in die 2025er-Autos gesteckt werden, ist die Frage.

Schwierig, einen Rückstand aufzuholen

In der modernen Formel 1 gehe es sowieso "vor allem um Optimierungen im Detailbereich. Da fällt es (generell) schwer, allzu große Änderungen umzusetzen", so Lowe, der von 2013 bis 2017 für Mercedes als Technikchef tätig war.
Es sei deshalb "sehr schwierig", einen Rückstand aufzuholen, so Lowe. "Wenn du - aus welchen Gründen auch immer - drei, vier oder sechs Monate verloren hast, fährst du für lange Zeit hinterher, selbst wenn du eigentlich besser entwickelst. Das ist die aktuelle Mercedes-Situation. Und ob man den Anschluss wieder herstellen kann, das ist ungewiss. Es kann auch schlimmer werden."
Keine Frage: Toto Wolffs Aufgabe ist keine einfache.