Birken, nichts als Birken. Dann wieder Kiefern weit und breit. Flankiert von einer nicht enden wollenden Sumpflandschaft. Zumindest im Sommer. Denn im Winter herrscht hier Eiszeit. Und die Straße, auf der wir unterwegs sind, verläuft über 400 Kilometer schnurgerade. Das klingt nach den Great Plains der USA, spiegelt aber das Landschaftsbild Westsibiriens wider. Wir sind unterwegs von Tjumen, der ältesten Siedlung Sibiriens (gegründet 1586), nach Kungur. Doch zum Glück haben wir Natascha, unsere staubige Mazda3-Dame, die für einen willkommenen Aufreger sorgt. Denn die verspürt bereits wenige Kilometer nach dem Start einen immensen Durst. Den signalisiert sie uns mittels Bordcomputer: nur noch 42 Kilometer Reichweite! Und da weit und breit keine Tanke mit 95er Oktan zu finden ist, muss ein Notstopp her. Natascha nimmt einen kräftigen Schluck aus der Pulle, der Kanister im Kofferraum lebe hoch.
Natascha ist überhaupt äußerst zufrieden, denn die Straßen sind hier meist sehr gut. Schlaglöcher ärgern uns selten, Staubpisten sind Fehlanzeige. Die Tristesse am Straßenrand bleibt nach dem Auftanken jedoch weiter bestehen. Hier ist wirklich nicht viel los. Dass das auch die Einheimischen so sehen, verdeutlicht ein kleines Mädchen, das mit seiner Mama auf den Bus wartet. Als der endlich angerumpelt kommt, macht die Kleine einen Luftsprung und reißt vor Freude die Arme in die Höhe. Keine Ahnung, wie lange die beiden da schon warteten. Das meditative Fahren geht stundenlang so weiter. Jeder Zen-Meister hätte hier seine helle Freude.
Doch urplötzlich tauchen wie aus dem Nichts die Plattenbauten-Riesen von Jekaterinburg auf. Urbane Monotonie sorgt für Abwechslung. Schon komisch. Kurz hinter der Stadt dann endlich ein Highlight. Europa löst Asien ab. Asien, Europa, Asien, Europa, Asien, Europa: Die Teilnehmer hüpfen von einem Bein aufs andere. Danach rauschen wir an den Südausläufern des Ural entlang nach Kungur. Hier ein völlig anderes Bild: Malerische Hügel, saftige Wiesen und viele glitzernde Flüsse und Seen. Das versöhnt für die ersten kargen 400 Kilometer. Als die Stadt Kungur dann um 22 Uhr endlich erreicht ist, sind alle glücklich. Und müde. Oben in der Bildergalerie zeigen wir Ihnen weitere Eindrücke von der neunzehnten Etappe.