Formel 1: Mercedes profitiert von Verstappen-Crash

Hintergrund: Nach einem verpatzten Boxenstopp seines Red Bull-Teams (Verstappen stand 6,5 Sekunden statt zwei) hat der Niederländer seinen souveränen Vorsprung auf den McLaren-Piloten im letzten Renndrittel eingebüßt und mehrere Angriffe des Briten erfolgreich abgewehrt.

Doch Norris gibt nicht auf und zwängt sich in Kurve zwei außen neben den Niederländer, der die Ideallinie noch in der Bremszone dicht macht. Die logische Konsequenz: Der McLaren und der Red Bull berühren sich. Beide Piloten erleiden dabei Reifenschäden.

Verstappen schleppt seinen waidwunden Red Bull zum Reifenwechsel an die Box und wird nach einer Zehn-Sekunden-Zeitstrafe, die ihn als Schuldigen des Unfalls brandmarkt, immerhin noch Fünfter. Norris muss seinen McLaren dagegen komplett vor der Garage abstellen.

„Das ist lächerlich“, schimpft Verstappen nach der Strafe am Boxenfunk. „Er kann einfach links und rechts reinhalten, was soll ich denn machen?“ Norris beschwert sich: „Ich hatte etwas mehr erwartet von Max. Wir werden das bereden, aber vielleicht nicht heute. Wenn er sagt, dass er nichts Falsches getan hat, dann werde ich viel Respekt vor ihm verlieren."

Die Rennkommissare begründen ihr Urteil damit, dass Norris bereits neben Verstappen gewesen und der Red Bull-Star dann nach erst links gefahren sei. „Er geht von der Seite aus erst nach links rüber, nach innen, sieht, dass Lando Norris nach außen geht und lässt sich dann wieder diese halbe Wagenbreite nach außen tragen“, erklärt Experte Timo Glock bei Sky. „Jetzt ist die Frage: Wo soll Lando Norris da hingehen? Er fährt ihm dann sozusagen vors Auto. Dadurch der Schaden.“

Großer Profiteur des Crashs in der 64. Runde ist George Russell. Der britische Mercedes-Pilot schafft überraschend den zweiten Triumph seiner Karriere. Als es vor ihm kracht, kann er einfach vorbeifahren. Zweiter wird nach einem vor allem in der Schlussphase spannenden Rennen Norris' McLaren-Teamkollege Oscar Piastri vor Ferrari-Fahrer Carlos Sainz.

Starke Leistung auch von Haas-Routinier Nico Hülkenberg, der als Sechster wieder in die Punkte fährt. „Geile Sache, unerwartet, ich habe gekämpft wie ein Löwe und hatte am Ende 200 Puls“, freut sich der Emmericher, der mit seinem eigentlich unterlegenen Haas sogar den zweiten Red Bull von Sergio Perez hinter sich halten kann.

Thema das Tages aber bleibt der Crash zwischen den WM-Rivalen Verstappen und Norris: „Das war von beiden Fahrern unnötig hart. Das hätte man anders auflösen können“, urteilt Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bei Sky und sieht gleichzeitig eine Teilschuld beim Team: „Es zeigt, man kann sich nicht den geringsten Fehler leisten. Dann wird es eng.“

Norris hat nach dem elften von 24 Saisonläufen nun 81 Punkte Rückstand auf WM-Spitzenreiter Verstappen.

1. George Russell (Großbritannien) - Mercedes 1:24:22,798 Std.
2. Oscar Piastri (Australien) - McLaren +1,906 Sek.
3. Carlos Sainz Jr. (Spanien) - Ferrari +4,533
4. Lewis Hamilton (Großbritannien) - Mercedes +23,142
5. Max Verstappen (Niederlande) - Red Bull +37,253
6. Nico Hülkenberg (Emmerich) - Haas +54,088
7. Sergio Perez (Mexiko) - Red Bull +54,672
8. Kevin Magnussen (Dänemark) - Haas +1:00,355 Min.
9. Daniel Ricciardo (Australien) - Racing Bulls +1:01,169
10. Pierre Gasly (Frankreich) - Alpine +1:01,766
11. Charles Leclerc (Monaco) - Ferrari +1:07,056
12. Esteban Ocon (Frankreich) - Alpine +1:08,325
13. Lance Stroll (Kanada) - Aston Martin + 1 Rd.
14. Yuki Tsunoda (Japan) - Racing Bulls + 1 Rd.
15. Alexander Albon (Thailand) - Williams + 1 Rd.
16. Valtteri Bottas (Finnland) - Kick Sauber + 1 Rd.
17. Zhou Guanyu (China) - Kick Sauber + 1 Rd.
18. Fernando Alonso (Spanien) - Aston Martin + 1 Rd.
19. Logan Sargeant (USA) - Williams + 2 Rd.

Ausfälle:
Lando Norris (Großbritannien) - McLaren (65. Rd.)

1. Max Verstappen (Niederlande) - Red Bull 237 Pkt.
2. Lando Norris (Großbritannien) - McLaren 156
3. Charles Leclerc (Monaco) - Ferrari 150
4. Carlos Sainz Jr. (Spanien) - Ferrari 135
5. Sergio Perez (Mexiko) - Red Bull 118
6. Oscar Piastri (Australien) - McLaren 112
7. George Russell (Großbritannien) - Mercedes 111
8. Lewis Hamilton (Großbritannien) - Mercedes 85
9. Fernando Alonso (Spanien) - Aston Martin 41
10. Yuki Tsunoda (Japan) - Racing Bulls 19
11. Lance Stroll (Kanada) - Aston Martin 17
12. Nico Hülkenberg (Emmerich) - Haas 14
13. Daniel Ricciardo (Australien) - Racing Bulls 11
14. Oliver Bearman (Großbritannien) - Ferrari 6
15. Pierre Gasly (Frankreich) - Alpine 6
16. Kevin Magnussen (Dänemark) - Haas 5
17. Esteban Ocon (Frankreich) - Alpine 3
18. Alexander Albon (Thailand) - Williams 2

1. Red Bull 355 Pkt.
2. Ferrari 291
3. McLaren 268
4. Mercedes 196
5. Aston Martin 58
6. Racing Bulls 30
7. Haas 19
8. Alpine 9
9. Williams 2