Obwohl es den umweltfreundlichen Erdgasantrieb schon seit mehreren Jahrzehnten gibt, konnte er sich in der breiten Masse bis jetzt nicht wirklich durchsetzen. Das liegt unter anderem daran, dass sich einige Vorurteile über den umweltfreundlichen Treibstoff von Anfang an hartnäckig gehalten haben. AUTO BILD sagt, ob sie der Realität entsprechen oder an den Haaren herbeigezogen sind!

1. Erdgasautos sind schwach auf der Brust

Bei frühen Erdgasautos traf dieses Vorurteil sogar teilweise zu. Die aktuelle Generation von CNG-Motoren macht seine Sache aber deutlich besser. Mittlerweile können Erdgasmotoren nämlich auch mithilfe eines Turbos aufgeladen werden. So stehen sie reinen Benzinern bei den Fahrleistungen meist in nichts nach. Nur das zusätzliche Gewicht der CNG-Behälter und der Erdgas-Hardware macht sich bei einigen Modellen negativ bemerkbar.

2. Die Erdgastanks sind ein Explosionsrisiko

Stimmen die Erdgas-Vorurteile?
Die Tanks verfügen über ein Sicherheitsventil, das bei einem Brand das Gas kontrolliert ausströmen lässt. So wird eine Explosion verhindert.
Die hohe Explosionsgefahr ist wahrscheinlich das häufigste Vorurteil. Trotzdem ist es in den meisten Fällen falsch. Moderne Erdgastanks sind nämlich mit einem Sicherheitsventil ausgestattet, über das im Brandfall das Gas kontrolliert in die Umwelt abgelassen wird. Außerdem herrscht in ihnen ein Druck von 200 bar, obwohl sie meist auf mehr als das Doppelte ausgelegt sind. Einzig kleine Risse in der Struktur der Behälter können gefährlich werden. Im Rahmen der Hauptuntersuchung werden die Tanks jedoch regelmäßig von Sachverständigen auf Beschädigungen untersucht. Bei Neuwagen steht die Prüfung nach drei Jahren an. Später wird das Intervall auf zwei Jahre verkürzt. Bei Crashtests des ADAC hat sich außerdem herausgestellt, dass die Hochdruckbehälter dank ihrer Positionierung und einiger Sicherheitsvorrichtungen auch bei Unfällen normalerweise nicht in die Luft gehen.

3. Es gibt kaum Tankstellen und man kommt nicht weit

Stimmen die Erdgas-Vorurteile?
Da die Reichweite durch den zusätzlichen Benzintank deutlich erhöht wird, fällt das dürftig ausgebaute CNG-Tankstellennetz nicht so schwer ins Gewicht.
Tatsächlich ist die CNG-Versorgung mit nur etwa 900 Tankstellen dürftig. Zum Vergleich: Diesel und Benzin sind bei etwa 14.000 Tankstellen erhältlich. Trotzdem dürfte die Reichweite den meisten Bedürfnissen genügen. Erdgasautos sind nämlich fast immer bivalent, können also auch mit Benzin betrieben werden und haben deshalb einen Zusatz-Tank. Der kann die Reichweite je nach Modell auf teilweise über 1000 Kilometer erhöhen. Das verringert die Gefahr, ohne Treibstoff am Straßenrand zu stranden. Allein mit ihren CNG-Vorräten kommen Erdgasautos übrigens zwischen 300 und 600 Kilometer weit.

4. Erdgasautos müssen öfter in die Werkstatt

Auch dieses Vorurteil bewahrheitet sich meist nicht. Der Aufbau des Motors unterscheidet sich nämlich nur durch Details von einem herkömmlichen Benziner. Die spezifischen Bauteile, wie zum Beispiel die Niederdruckleitungen und der Druckminderer, sind nicht weniger zuverlässig als klassische Benzinleitungen. Außerdem sind beispielsweise die Ventile verstärkt, um die gleiche Haltbarkeit zu gewährleisten. Die CNG-Anlage muss allerdings aus Sicherheitsgründen alle zwei Jahre von Fachpersonal auf seine Dichtigkeit überprüft werden.

5. Erdgasautos sind teurer als Benziner oder Diesel

Stimmen die Erdgas-Vorurteile?
Für Vielfahrer kann sich der Aufpreis für den Erdgasantrieb bei Autos wie dem Seat Ibiza TGI schnell rechnen.
Neuwagen mit Erdgasantrieb kosten teilweise bis zu 4000 Euro mehr als ein vergleichbarer Benziner. Preislich sind sie etwas über dem Niveau der Dieselmotorisierungen angesiedelt. Trotzdem rechnet sich der Aufpreis für Vielfahrer relativ schnell. Erdgas wird nämlich steuerlich begünstigt. Deshalb kostet ein Kilo CNG mit etwas über einem Euro deutlich weniger als ein Liter Benzin oder Diesel. Gleichzeitig kommt man damit aber deutlich weiter, da der Energiegehalt von komprimiertem Erdgas deutlich höher liegt.