Deutschland GPT im Test: Was der KI-Anbieter für deutschsprachige User bringt

Eine künstliche Intelligenz aus deutschen Landen – für monatliche Gebühren von 15 Euro. Wir haben mit gezielten Prompts untersucht, ob das Vorteile bringt. Dabei wirbt der Entwickler von Deutschland GPT damit, dass alle Datenflüsse zwischen User und Anbieter auf deutschen Server bleiben und nicht über das Ausland laufen – das soll der persönlichen Sicherheit dienen, so dass man gegenüber der gefragten KI nicht zum „gläsernen User“ wird. Vor allem nicht bei US-amerikanischen Anbietern wie ChatGPT, bei denen die Anforderungen an den Datenschutz geringer sind als in der EU oder in Deutschland.

Wie Apple mit seiner privater Cloud (Private Cloud Compute (PCC)) Datensicherheit für die eigene Apple Intelligence umsetzen will, haben wir ausführlich hier beschrieben.

Verschiedene Testreihen

Wir haben Deutschland GPT für einen Monat kostenlos für uns freischalten lassen – danach kostet es 15 Euro pro Monat. Um einen Vergleich zu haben, ob die deutsche Variante der künstlichen Intelligenz international mithalten kann, haben wir es gegen ChatGPT (Microsoft Copilot) sowie Perplexity.ai Pro antreten lassen, zu diesen stehen unten weitere Informationen. Ebenso zu Deutschland GPT und dessen künstlicher Intelligenz, die im Hintergrund für die Ergebnisse sorgt. Doch zunächst mal einen Überblick über unsere Fragen (Prompts) sowie die Qualität der Antworten dazu.

Wer gewinnt die EM in Deutschland?

So wollten wir wissen: ”Wer gewinnt die diesjährige Fußball-EM in Deutschland mit welcher Wahrscheinlichkeit?“ Die Antwort von Deutschland GPT war: ”Deutschland hat gute Chancen, ins Halbfinale oder sogar ins Finale der EM 2024 zu kommen. Die Mannschaft hat das Potenzial, aber sie muss konstante Leistungen zeigen und ihre Schwächen beheben. Eine realistische Chance auf den Titelgewinn würde ich auf etwa 20-30% schätzen.“

Dagegen stufte ChatGPT (Microsofts Copilot, im Folgenden kurz „ChatGPT 4-C“) die Chancen für Deutschland nur auf 13,5 Prozent ein und sah Frankreich mit über 28 Prozent klar vorn. Mit Verweis auf einer Simulationsseite gleichen sich die Chancen auch mit England dagegen wieder an (Frankreich und England bei ungefähr 19, Deutschland nur bei etwa 13 Prozent). 

Auch Perplexity.ai Pro sieht die Chancen für Frankreich am größten, danach England, schon abgeschlagen Deutschland. Hierfür werden oft auch Quellen angegeben, zum Beispiel entsprechende Simulationsseiten. Zwischenstand beim Verfassen dieser Zeilen: noch sind alle drei dabei…!

Diesen Kanzler hätten Sie garantiert nicht gekannt!

Eine erhebliche Überraschung kam bei der Frage heraus, ”Welche sind die bisherigen Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und von wann bis wann haben sie regiert und was besonders geleistet?“ Deutschland GPT benennt korrekt – insgesamt neun Bundeskanzler. Beispiel Merkel: ”Merkel führte Deutschland durch die Finanzkrise 2008 und setzte die Energiewende ein. Sie spielte auch eine wichtige Rolle bei der Flüchtlingskrise 2015 und war eine wichtige Akteurin in der Europäischen Union.“

Selbstverständlich gibt es hier keine politischen Urteile, sondern mehr oder weniger neutrale Zusammenfassungen – die eigene Meinung muss man sich (zum Glück!) nach wie vor selbst bilden. ChatGPT 4-C war insgesamt etwas oberflächlicher, zum Beispiel fehlte hier Kurt Georg Kiesinger (Kanzler der ersten großen Koalition 1966-1969). Überrascht dagegen hat uns die Auskunft von Perplexity.ai Pro: Nicht nur antwortet diese KI sehr detailliert, sondern behauptet auch, dass Walter Scheel (FDP) für einen kurzen Zeitraum geschäftsführender Kanzler war: Amtszeit: 7. Mai 1974 – 16. Mai 1974!

Ein klarer Fall von Halluzination einer künstlichen Intelligenz, was ja nicht das erste Mal wäre? Wir hatten das noch nie gehört, aber eine Recherche unter anderem bei Wikipedia ergab: diese Auskunft ist korrekt! Das merken wir uns auf jeden Fall für die 1 Million Euro-Frage, sollten wir jemals in diese Verlegenheit kommen …

Der Deutschen Lieblingswerk: Faust (II)

Dann wollten wir etwas wissen, was typischerweise mit deutscher Sprache zu tun hat – nämlich: ”Fasse den Inhalt von Goethes Faust II so zusammen, dass ich ihn in 5 Minuten nacherzählen kann“. Hier lässt sich knapp sagen, dass alle drei die Aufgabe aus verschiedenen Perspektiven ganz ordentlich gelöst haben.

Am besten gefiel uns aber wiederum die Auskunft von Perplexity.ai Pro, das auch in der Kürze viele Details bringt und sogar ein ausgewogenes Fazit liefert (”Im Schlussmonolog reflektiert Faust über den Sinn des Lebens und erkennt, dass er seine Prioritäten falsch gesetzt hat. Er erkennt, dass wahres Glück nicht in äußerem Erfolg, sondern in innerer Erfüllung liegt.“ Den letzten Satz können wir uns gleich ins Poesiealbum schreiben lassen …

Völlig losgelöst …

Auch die nächste Frage betrifft ein typisch deutsches Phänomen: “Erkläre die Neue Deutsche Welle in den Achtziger Jahren und hebe einige Highlights hervor“. Hier lag nach unserem Empfinden Deutschland GPT vorn, weil es neben der Nennung verschiedener Gruppen aus der Zeit und typischen Stilrichtungen auch einen gesellschaftlichen Kontext herstellt: ”Die NDW war auch ein wichtiger Teil der deutschen Kultur und Gesellschaft der 1980er Jahre. Sie spiegelte die politischen und sozialen Veränderungen der Zeit wider und gab vielen jungen Menschen eine Stimme.“

Dafür bringen die beiden anderen direkte Beispiele für Musikvideos, auf denen man sich den ein oder anderen Song gleich anhören kann – oder offerieren wie in anderen Fällen auch passende Anschlussfragen. ”Major Tom (Völlig losgelöst …)“ von Peter Schilling, aktuell die deutsche EM-Hymne, stammt übrigens auch aus der Zeit (1982).

Reim dich, oder …

Nun aber wollten wir wissen, was die drei KIs in Bezug auf die deutsche Sprache wirklich „draufhaben“ und haben diesmal nicht nur eine Frage beantworten lassen, sondern per Prompt eine Aufgabe gelöst: ”Schreibe mir ein deutsches Märchengedicht über eine Locke, welche die Menschen verzauberte“.

Hier waren die Ergebnisse besonders spannend: Deutschland GPT erzählt ein kurzes triviales, aber stimmiges Märchen:

Königstochter mit dem goldenen Haar
Die Locke war ihr eigen
und ihre Schönheit war so rar.

Deutschland GPT

Nimmt den Auftrag zum Gedicht/Reimen sehr ernst und scheut dabei auch nicht vor grammatischen Unmöglichkeiten zurück, was weniger schön ist. ChatGPT 4-C: Erzählt eine kurze, ziemlich belanglose Geschichte von “der Locke, die alle verzauberte und dann verschwand“. Grammatisch ist alles stimmig:

Doch eines Tages, im Morgengrau
verschwand die Locke
ohne ein Wort genau.
Die Menschen trauerten
suchten und hofften
Doch die Magie war fort
wie der Tau im Morgenrot.

Chat GPT

Diese KI bringt sogar eine Auswahl von KI-Bildern dazu, die ziemlich kitschig sind, aber zum Thema passen … Perplexity.ai Pro: ”Hier ist ein deutsches Märchengedicht über eine Locke, die die Menschen verzauberte“. Diese KI erzählt eine kurze, in sich stimmige Märchengeschichte in Gedichtform, die zwar nicht sehr inspiriert ist, aber fast immer korrekt:

Der Prinz, er nahm die Locke sacht
und fühlte sofort ihre magische Macht
sein Herz, es leuchtete
sein Geist, erblühte
die Liebe der Lilie
die ihn umhüllte.

Perplexity.ai Pro

So verlassen sie dann das Schloss und

lebten glücklich Hand in Hand

Perplexity.ai Pro

Insgesamt die beste Lösung der Aufgabe!

Gefahren der KI in Selbstaussagen

Nun wollten wir noch wissen: „Worin bestehen aktuell die größten Gefahren der Entwicklung und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz und auch dir selbst?“ Deutschland GPT sieht sich auch sich selbst als Teil der potenziellen Gefährdung und listet einige Problemfelder auf, etwa ”Bias und Diskriminierung“, „Überwachung und Kontrolle“, ”Ethik und Moral“. Wiederholt sich an einigen Stellen mit schrägem Satzbau („Ich kann bias und diskriminierende Entscheidungen treffen, wenn meine Trainingsdaten bias oder diskriminierend sind“).

ChatGPT 4-C: Fasst kurz und knapp einige wichtige Risiken durch künstliche Intelligenz zusammen und meint: ”Auch für mich als KI-Modell ist es wichtig, ethische Überlegungen und Sicherheitsmaßnahmen zu berücksichtigen, um verantwortungsvoll zu agieren. 🤖“, ist also auch ein wenig humorvoll.

Perplexity.ai Pro: Bringt eine etwas ausführlichere Übersicht über mögliche Risiken durch KI, darunter Arbeitsplatzverlust, Datenschutz und Privatsphäre, aber auch: ”Desinformation und Fake-Inhalte: Generative KI-Modelle können überzeugend falsche Texte, Bilder, Audio und Videos erstellen, was zu einer Flut von Desinformationen und ‘Deepfakes‘ führen könnte [2,9,20]“ (gibt immer auch Quellen im Internet an). Und selbstkritisch, u.a.: ”In Bezug auf mich selbst als KI-System bestehen die größten Risiken darin, dass ich fehlerhafte, verzerrte oder schädliche Outputs produzieren könnte, wenn ich nicht sorgfältig trainiert und getestet wurde.“

Deutschsprachige Mac-Quellen

Zum Schluss der Fragerunden interessierte uns noch, wer denn die wichtigsten deutschsprachigen, journalistischen Quelle für Nachrichten über Apple und Macs sind. Hier nennt Deutschland GPT an erster Stelle Macwelt – sowohl online als auch Print (die KI weiß offenbar nicht, dass Macwelt seit 2015 nicht mehr in Druck erscheint). Danach folgen zum Beispiel Mac & i und iPhone- ticker.de.

ChatGPT 4-C: Erwähnt Heise online wie auch unabhängig davon Mac & i sowie Giga. Macwelt kommt nicht vor 👎

Perplexity.ai: Hebt vor allem (mehrfach) c‘t hervor. Dazu finden Der Spiegel, Die Zeit, aber auch Golem.de und iFun.de Erwähnung. Keine Rede also von den sonst spezialisierten Magazinen online oder Print, auch nicht Mac & i oder Macwelt.de, gerade das finden wir ganz objektiv sehr mäßig. Die schwächste Antwort von allen! (dafür gibt’s ein paar schöne Bilder von älteren Macintosh-Geräten).

Unter der Haube der KIs

Nun geht es um den Hintergrund und das Angebot der einzelnen KI-Plattformen, die wir für den Test verwendet haben. Deutschland GPT bezeichnet sich selbst als ”ein deutsches Sprachmodell von Titanom Technologies, gehostet auf deutschen Servern in Europa.“ Es basiert demnach auf einem ”proprietären Modell, das auf Basis von Transformer-Architekturen entwickelt wurde. Seine Trainingsdaten stammen aus einer großen Menge an Texten, die für die deutsche Sprache optimiert wurden”.

Seinen Vorteil sieht es vor allem darin, so auf der Webseite des Anbieters, dass ”DeutschlandGPT eine datenschutzkonforme und speziell auf Deutschland zugeschnittene Alternative zu ChatGPT [ist]. Entwickelt mit dem Fokus auf die Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), gewährleistet DeutschlandGPT, dass die Daten der Nutzer sicher und geschützt sind.”

Das können wir nicht direkt überprüfen, aber wir haben auch keinen Grund, daran zu zweifeln. Weitere Informationen (die für uns glaubwürdig klingen, obwohl wir sie nicht selbst bestätigen können) über die verwendeten Large Language-Modelle finden sich bei Reddit. Die Ergebnisse für unsere Anfragen liegen nach unseren Tests im Mittelfeld, mit einigen Ausreißern nach oben oder unten. Deutschland GPT lässt sich über die Web-Oberfläche nach Anmeldung einen Monat kostenlos nutzen, dann werden 15 Euro monatlich fällig. Einen großen Nachteil sehen wir darin, dass es bislang keine App für das Angebot von Deutschland GPT gibt.

Fazit im Vergleich: Es muss nicht Deutschland GPT sein

Unser Urteil: Deutschland GPT ist eine interessante Alternative für User, die auf Datenschutz und Hosting auf deutschen Servern Wert legen, dazu ist es etwas günstiger als beispielsweise ChatGPT Plus. Im Test hat Deutschland GPT leider einmal komplett unsere früheren Anfragen ”vergessen”, sie ließen sich schlicht nicht mehr aufrufen.

Die Web-Oberfläche ist einfach gehalten, wir finden uns damit leicht zurecht, haben aber auch weniger Optionen als zum Beispiel bei Perplexity-AI Pro. Die Möglichkeit zu direkten Anschlussfragen wie bei anderen Anbietern finden wir hier nicht. Wer mit diesen Einschränkungen leben kann, sollte dies zumindest für die 30 Tage kostenlos ausprobieren. Dazu muss man seine Zahlungsdaten (Kreditkarte) angeben.

Da wir die anderen künstlichen Intelligenz nur als Vergleich herangezogen haben, fassen wir uns hier kürzer:

Perplexity-AI Pro gibt detaillierte Auskünfte, unter anderem zur Verwendung von GPT-3, GPT-4, BERT. Es bezieht auch beispielsweise das französische Claude 3 in seine Recherchen ein. Eine Besonderheit von Perplexity-AI ist die genaue Angaben von Quellen und die Möglichkeit, sogenannte ”Pages” mit eigenem Layout zu erstellen, die man auch teilen kann.

Perplexity.ai lässt sich kostenlos nutzen, nur eine Anmeldung ist erforderlich (auch anonym mit der Apple-ID). Damit kann man die deutlich Leistung stärkere Pro-Variante sogar schon dreimal pro Tag nutzen – ein unbegrenzter Zugang kostet freilich 20 US-Dollar im Monat. Die iOS-App gibt es hier.

Diese KI ist zwar zuletzt auch in die Kritik geraten, es würde anonym Informationen abschöpfen und zu Halluzinationen neigen. Das konnten wir in unseren Versuchen bisher nicht feststellen – im Gegenteil, selbst die überraschende Information mit der kurzen geschäftsführenden Kanzlerschaft von Walter Scheel stimmte!

Bei Microsoft Copilot ist bekannt, dass es auf Open-AI ChatGPT 4 basiert, Microsoft hat  in hohem Maße Anteile daran erworben. Außerdem kann es Bilder generieren, indem es auf DallE-3 zurückgreift und damit beeindruckende Resultate hervorbringt. Auch unser Aufmacher-Bild wurde damit erstellt. Für Copilot gibt es kostenlose und kostenpflichtige (Pro-)Varianten, einen Überblick findet man hier. Auch für dieses Angebot findet sich eine spezifische iOS-App (gleichfalls schon für die Apple Vision Pro).

Letztlich ist es eine persönliche Entscheidung, wie wichtig einem die Datensicherheit ist, die Deutschland GPT verspricht. Wir kommen mit Microsoft Copilot und vor allem Perplexity.ai Pro im Alltag sehr gut zurecht und fühlen uns daher nicht genötigt zu wechseln. Aber diesen interessanten Versuch mit KI aus deutschen Landen war es für uns auf jeden Fall wert.