Am höchsten bewertete positive Rezension
5,0 von 5 SternenGamechanger, wenn man den Preis schluckt
Rezension aus Deutschland vom 29. Juni 2024
Das Design ist der reinste Wahnsinn. Endlich einmal ein Smartphone mit "form follows function", statt "guck mal ich bin eine Seife" Philosophie. Mir kommen die Tränen in die Augen, der gesunde Menschenverstand hat also doch überlebt. Wahrscheinlich das erste Smartphone meines Lebens, das sich nicht wie ein lebender Fisch in meinen Händen verhält. Zu dumm, das der Preis zumindestens am Anfang ein Case als Investitionsschutz aufzwingt.
Die folgende Kombination habe ich noch nie in einem Smartphone gesehen und sie ist der Grund, warum ich zum ersten Mal das Topmodell gekauft und dabei den Preis geschluckt habe:
1.) richtiger Tele, nicht 56mm, die sich Tele schimpfen
2.) Sommersonne-taugliches Display
3.) Handlichkeit (schmalstes und dünnstes Zoom-Smartphone + griffiges Design), nicht nur als Smartphone sondern auch als Fotoapparat.
4.) eine Akku-Display-CPU-Kombi, der ich die intensive ganztägige GPS-und Kameranutzung im Urlaub auch zutraue
5.) keine hochgezüchtete KI, die zwar hier und da begeistern kann, aber meist nach eigenem Geschmack voll daneben trifft und sich nicht abschalten lässt.
Die ganzen Sony-Zusatzfeatures (die Auslöser-Taste, das perfekte Autofokus-Tracking, 3.5mm Buchse, SD-Karte, keine Notch, extrem präzise Display-Farbeinstellungen, Sound- und Bild- Feintuning) freuen einen dann umso mehr, da sie nun endlich Teil eines gelungenen Grundkonzeptes sind und nicht Salz in die Wunde, wie bisher bei Sony Smartphones.
Zum ersten Mal fühlt sich für sich ein Smartphone so an, dass ich mich beim Fotografieren nicht sofort nach einer gescheiten Kompaktkamera sehne. Zwar spricht das auch über den aktuellen Zustand der Kompaktkameratechnik (schrottige Displays und Sucher, fast gänzlich fehlende computational photography bzw. KI- Funktionen). Trotzdem hatten Smartphones bisher auch entscheidende Nachteile (unhandlich bei der Benutzung, in der Sonne unbenutzbar, uneinsichtige KI-Funktionen, nachgeschärfte Bilder, kamerauntauglicher Akku), so dass diese sich auf dem Siegeszug befindende Smartphone-Fotografie mir persönlich bisher mehr Frustration als Fotografierspaß brachte.
Ich würde mir von Smartphones mehr user-friendly anpassbare computational photography Funktionen wünschen; was nützt mich der tolle Nachtmodus, wenn ich nichts daran ändern kann. Jede Szene ist doch ein bisschen anders und die KI liest meine fotografischen Intentionen immer noch nicht mittels Hirnscanning. Solche Take-It-Or-Leave-It-Funktionen sind ein Gimmick und kein Tool. Bei Sony ist es nun leicht anders: keine überragende computational photography, dafür aber auch nichts verschlimmbessert. Ich sage nur: Sony versteht was von Farbprofilen, Farbpaletten und ähnlichen Sachen.
Der Preis ist natürlich ein echtes Thema. Ohne die aktuelle 36-monatige 0%-Finanzierung wäre mir der Preis dann doch schon aus Prinzip definitiv zu hoch gewesen.
Klar, es gibt Kameraphones mit teilweise besseren Kameras oder Displays. Wenn ich aber vor die Wahl gestellt bin, im Urlaub eine Powerbank mitnehmen zu müssen oder auf langen Zoom ganz zu verzichten oder das Phone in der normalen Hosentasche nicht tragen zu können oder immer nur zweihändig fotografieren zu müssen, da ist diese grundlegende Idee, keine extra Kamera mitnehmen zu müssen, gescheitert und gestorben und ich bin mit einem kleinen Smartphone plus einer Kompakten besser dran. Dieses Telefon ändert nun das.
Ich will die Nachteile gar nicht verheimlichen.
Der Autofokus ist in der Nacht unsicher, da kein Laser vorhanden. Das unbeirrbare AF-Tracking am Tag ist mir aber so viel wichtiger, dass ich da nur lachen kann.
Es wird auch auf die mangelnde Telekamera-Qualität hingewiesen. Aber wir sprechen hier von einem handlichen dünnen Telefon mit 170mm Tele, das natürliche nicht nachgeschärfte Bilder macht, die bei Tageslicht für Screens oder kleine Auszüge absolut top sind. Ich trage doch nicht extra einen dicken Klopper herum, nur weil mir damit vielleicht einmal ein nachgeschärftes hochauflösendes Smartphone-Nacht-Tele-Foto gelingt, womit ich sowieso nichts gescheiteres anstellen werde als es den Freunden und der Familie per WhatsApp zu verschicken.
Ich vermute, dass Sony ganz eigennützig sein Flagship lieber mit Handlichkeit als mit den grössten Sensoren trumpfen lässt, um es von seinen echten Kameras abzugrenzen. Apple, Pixel, Samsung und die ganzen Chinesen, die ja keine Kameras herstellen, haben da gänzlich andere Interessen. Sie wollen beweisen, dass Smartphones die einzige Kamera im Haushalt sein können. Man kann ja die Idee nachvollziehen und es gibt wahrscheinlich auch einen Markt dafür. Es kommen leider Geräte heraus, die zu gross, schlecht bedienbar und keiner Aufgabe wirklich gerecht sind. Am besten wäre wohl, man stattet sie mit Griffen, Filtern und Powerbanks aus und benutzt sie wie Kameras mit Smartphone-Funktionalität. Alltagstaugliche Smartphones sind das aber nicht mehr, im Gegensatz zum Sony.
Insgesamt kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sony, wenn sie sich denn mal trauen wollten (Massenproduktion anschmeissen und damit den Preis senken), den Smartphonemarkt grundlegend durcheinander bringen könnte.