Am höchsten bewertete positive Rezension
5,0 von 5 SternenShostakovich Swing
Rezension aus Deutschland vom 15. November 2010
Dmitri Shostakovich (1906-1975) war einer der produktivsten Komponisten des vergangenen Jahrhunderts. Auffällig ist, dass neben seinen Sinfonien, Konzerten, Streichquartetten etc. relativ viele Werke der sogenannten "leichten Klassik" vertreten sind: Ballettsuiten, Filmmusiken und andere Stücke sind seit jeher sogar bekannter als seine wichtigeren Beiträge der "ernsten Klassik". Ein Querschnitt aus dem "leichteren" Schaffen des russischen Komponisten ist hier sehr preisgünstig beim Low Budget Label Brilliant Classics erschienen.
Die Jazz Suite Nr. 1 und die Suite für Varieté Orchester (auch bekannt unter dem irreführenden Namen "Jazz Suite Nr. 2") sind äußerst bekannte Stücke und besonders der herrliche, berauschende Walzer aus letzterer hat es auch als Filmmusik zu einigem Ansehen gebracht. Der Russe schafft es hier durch seine dezente, aber äußerst effektvolle Orchestrierung, den Hörer unwiderruflich in seinen Bann zu ziehen.
Weiterhin dargeboten sind drei Ouvertüren: Zum einen das majestätische Stück "Novorossijsk Chimes", zum anderen die feine festliche Ouvertüre op. 96 und außerdem die Ouvertüre über russische und kirgisische Volksliedthemen op. 115, deren außerordentlicher Charme und Witz sogleich gefallen.
Aus dem reichen Schatz der Ballette Shostakovichs sind hier die dazugehörigen Suiten aus "Das goldene Zeitalter" op. 22a, "Der Bolzen" op. 27a und "Der klare Strahl" op. 39a eingespielt. Hier sind es vor allem Tänze, an denen sich der Hörer ergötzen kann. Nach einer thematisch jeweils reichen Ouvertüre reiht der russische Tonsetzer die verschiedensten Tanzarten aneinander. Oberflächlich derbe Momente wechseln sich rege mit tiefsinnigen und weit gespannten Melodiebögen ab. Ein besonderes Highlight ist das üppige Adagio aus der Suite zum Ballett "Der klare Strahl". Überhaupt hat sich der Russe innerhalb dieses Werkes offenkundig selbst übertroffen. Bei aller augenscheinlichen Leichtfüßigkeit scheint dennoch die kompositionstechnische Meisterschaft des Schöpfers hindurch.
Zwei Filmmusiken sind zudem vertreten, nämlich die Suiten zum Film "Hamlet" und zum Film "Gadfly" op. 97a. Die frotzelnde Darstellung des Geistes und die Gartenszene sind nichts gegen die ausschweifende, spannende Darstellung der Vergiftungsszene aus "Hamlet". Dass sich der Russe bestens in die jeweils zu untermalende Grundlage einfühlen konnte, beweist aber in noch größerem Maße die "Gadfly" Suite. Während der erste Teil vor allem aus Volkstänzen und täppischen Späßen besteht, so folgen doch noch einige herausragende Melodien vor allem in der Romanze und in der Introduktion. Auch die Nocturne steckt voll lyrischer Schönheit und ist dabei gleichzeitig sehr schlicht.
Das National Symphony Orchestra of Ukraine unter der Leitung von Theodore Kuchar nimmt die Einspielung vor. Einer größeren Öffentlichkeit unbekannt zeigt es durch sein brillantes und transparentes Spiel seine ganze Qualität. Es ist nicht nur die technische Meisterschaft, sondern vor allem die Wärme und der Farbenreichtum, die durch Kuchars differenziert nuancierendes, kontrastreich akzentuierendes und perlendes Dirigat noch unterstrichen werden. Hinzu kommt die ausgezeichnete Aufnahmequalität, die der homogenen Orchesterleistung ebenbürtig ist. Beste Qualität zum kleinen Preis!